Behind the scenes 1: Sagen und Märchentage in Chur

Etwas zögernd und ohne genauen Plan machte ich mich hinter die Aufgabe, zu den Märchen über Alchemie, Goldmacher und Zauberkünstlern Skulpturen in der Innenstadt Chur aufzustellen. Mir schwebte ein farbenfroher Umzug von Aussenseitern und Randständigen durch die Altstadt vor.

Maria fand, ich solle einfach das machen, was mir am Herzen lag und mich nicht zu detailliert an die Illustration einzelner Geschichten machen. Migrations - Geschichten liegen mir am Herzen. Migranten sind ja jene Menschen, die uns Sesshaften Geschichten erzählen könnten.

Ich arbeitete gleich mit viel mehr Energie an der Installation. Maria denkt aber, dass Märchen eben ein kulturelles Gut seien, das zu uns hier gehört. Bestimmt haben die Immigranten wieder eigene Märchen. Wir kamen drauf, dass sich der exotische Umzug vor einem Gegensatz abheben musste: Die Sesshaften mussten also auch irgendwo sichtbar sein. 

Die Sesshaften sollten nicht erfreut, sondern besorgt, vielleicht erschreckt und manchmal gehässig auf den Durchzug der Rastlosen blicken. Ich wollte sie nur schwarz-weiss anmalen, so wie Kohlezeichnungen. Da gibt es Schlepper und Geschäftemacher, Misstrauische und Machtgierige, die überheblich auf die Farbigen schauten.

Plötzlich war unser Auftrag spannend und interessant: Gold und Gier, Machtgier und Betrügereien, Kartelle zwischen den Wichtigen, Einflussreichen, Intrigen, Einflüsterer und Populisten überall, sicher auch auf der Seite der Farbflecke in der Gesellschaft.

Doktor Faust, der ehrgeizige Machtmensch, macht sich abhängig von Mephisto und zappelt schliesslich an dessen Fäden. Auf seinem Gang zur Hölle reisst er das treuherzige Gretchen mit.

Oder eine andere Geschichte:  Die Prinzessin wird auf dem Ritt zu ihrem Prinzen von ihrer Magd gezwungen, die Kleider zu tauschen: jetzt ist sie die Magd und die Magd gibt sich als Prinzessin. Dumm nur, dass da ein Zeuge alles ans Licht bringen könnte: es ist das Lieblingspferd Fallada, es kann sprechen.

Kein Problem für die falsche Prinzessin: schlagt der Fallada den Kopf ab. dann schweigt sie für immer. Im Märchen ist alles doch noch etwas anders: Der Kopf spricht auch nach dem Tod zur gedemütigten Gänsemagd. Am Ende kommt die Wahrheit ans Licht. Auch tote Enthüllungsjournalisten können ihre Message verbreiten..

Machthunger treibt die Menschen in die Flucht zerstört das Vertrauen. Die farbenfrohe Truppe ist voller Hoffnung und geht weiter, ist aber sehr verletzlich.